Top

Mit frischen Ideen praktisches Küchenzubehör richtig clever machen


Christine Baumann sieht sich nicht als Erfinderin. Auf der Visitenkarte steht als Berufsbezeichnung Industrial Designer. Sie hat die Fähigkeit, bei Gegenständen genau hinzusehen und zu überlegen, wie man etwas noch intelligenter machen kann. Wir haben die findige Frau, die unser universelles Küchenzubehör entwickelt hat, in ihrem Atelier designaffin.ch in Zürich besucht.  

 

Wie gehen Sie vor, wenn Sie einen neuen Auftrag erhalten?

Wenn ich einen neuen Auftrag erhalte, geht’s zuerst darum, die richtige Frage zu finden. Ein Konzept kommt erst zum Fliegen, wenn man weiss, welche Frage man beantworten will. Dafür spreche ich mit vielen Stakeholdern, mit der Firma, die es produzieren will, mit der auftraggebenden Firma, mit Endkunden, mit den zukünftigen Benutzern des Produkts. Es geht darum, die Bedürfnisse möglichst genau zu definieren. Wo kann echter Mehrwert generiert werden? Oft geschieht das mit Feldrecherchen. Im Fall von Suter ist das einfach, weil man sehr gerne in fremde Küchen eingeladen wird und sehen kann, wie Produkte benützt werden und wo sie sich befinden. Denn sie werden ja oft auch zweckentfremdet. Daraus und aus Inspirationen, die man im täglichen Leben und bei gezielten Recherchen findet, versuche ich, einen ersten Entwurf zu generieren und diesen dann mit dem Kunden zu besprechen. Dann werden schnell einmal dreidimensionale Mockups, funktionale Gegenstände erstellt, mit denen man gleich wieder raus geht, die man Menschen in die Hand gibt und mit ihnen darüber spricht. Man fragt, wie funktioniert das? Was kann man verbessern? Wo liegen die Bedürfnisse? So wird dann mit dem Produktmanager, mit Kunden, mit einem Ingenieur und mit Lieferanten immer weiter ausgearbeitet, wie das Produkt zustande kommen soll.

 

Wo finden Sie die Inspirationen für Ihre Ideen?

Inspirationen finde ich jeden Tag, überall. An unterschiedlichen Orten. Oft von Leuten. Ich spreche viel und gerne mit Bekannten, mit Freunden, mit Kunden. Es entstehen auch ganz andere Ideen, wenn man rausgeht, beobachtet und zuhört. Es ist eine Art Co-Working zwischen Leuten, die Ideen generieren am laufenden Band. Ich kenne so viele kreative Leute, das ist wunderschön. Inspirationen erhalte ich auch durch Arbeiten anderer Designer, durch Arbeiten, die schon auf dem Markt sind. Aus Referenzobjekten. Ich meine, auch ein Treppengeländer kann Inspiration sein für ein Ordnungsgefäss. Es geht darum, ein Auge zu entwickeln, um überall interessante Details zu erkennen.

 

Was war Ihre Inspiration für die erste Kollektion an Küchenzubehör von Suter Inox?

Meine Inspiration war im Schenkenbergertal. Wir haben die schönsten Aussichten genossen über diese Hügel. Was mich an Suter fasziniert, ist, dass es ein traditionelles Schweizer Unternehmen ist, das auch in der Schweiz produziert, was sehr selten ist. Die hohe Qualität wollte ich mit dem Standort in Verbindung bringen. Darum haben sich dann auch diese Hügelformen des Schenkenbergertals in den Schneidbrettern abgebildet.

 

Wie war das bei der zweiten Serie?

Die Inspiration für das neue Küchenzubehör von Suter Inox war naheliegend: Edelstahl. Ich finde sehr schön, wie Suter diese Edelstahlteile verarbeitet. Diese Perfektion, Langlebigkeit und die starke Präsenz des Materials. Daraus ist dann die Idee entstanden, Edelstahl materialtechnisch schlau zu verbinden. Die Frage war: Wie verbindet man Edelstahl mit Edelstahl? Es sollte sich nicht abreiben, rutschfest und in der Küche hygienisch sein. So entstand die Materialkombination zwischen Edelstahl und Silikon.

 

Der 9. November ist der «Tag der Erfinder». Auch für Sie ein Feiertag?

Ich sehe mich überhaupt nicht als Erfinderin. Ich sehe mich als Gestalterin. Es ist mehr ein neu zusammensetzen. Ein Schneidebrett ist keine neue Erfindung, aber vielleicht kann man einfach schlaue Lösungen entwickeln, mit denen es dann nicht wegrutscht, den Saft aufsammelt und schöne Farben in die Küche bringt. Es geht weniger um den Anspruch, etwas Neues zu erfinden, sondern darum, Produkte, die man in einer ähnlichen Art schon kennt, etwas intelligenter zu machen. Wenn man jemandem erklären will, was Industriedesign ist, muss man ihm nur etwas in die Hand geben, das eben nicht funktioniert, das eben nicht ganz praktisch oder ästhetisch ist. Da wird dann sehr schnell klar, dass mit einem guten Design geholfen werden könnte.

 

Glauben Sie, dass irgendwann nichts mehr erfunden werden kann, weil es schon alles gibt?

Ich glaube nicht daran, dass es irgendwann nichts mehr zu erfinden gibt. Eigentlich entsteht Neues ja immer nur aus der Kombination von schon Gekanntem. Es gibt nichts Neues per se, es entsteht immer aus einem Prozess heraus. Wir finden Inspiration, wir finden Materialien, Techniken. Das alles wird neu gedacht, neu verkabelt, neue Synapsen geknüpft. Das ist der Zeitpunkt, in dem Innovation entsteht, wenn man Althergebrachtes neu denkt und verbessert. Und ich glaube, die Neugier und auch der Wunsch, irgendwie voranzukommen, das ist die treibende Kraft für Innovation. Ich habe keine Angst, dass es nichts Neues mehr geben wird.

 

Kommentare und Antworten

×

Name ist erforderlich!

Geben Sie einen gültigen Namen ein

Gültige E-Mail ist erforderlich!

Gib eine gültige E-Mail Adresse ein

Kommentar ist erforderlich!

* Diese Felder sind erforderlich.

Ersten Kommentar hinzufügen